Im Einzelhandel verweigern noch immer einige Geschäfte die Kartenzahlung – oder bieten diese erst ab einer höheren Summe an. Thorsten Wolf findet das schon bei Kleinstbeträgen sinnvoll. Er ist Franchise-Nehmer bei der SB-Bäckerei Backwerk. Ich habe ihn in einer seiner Dortmunder Filialen getroffen und im Video-Interview gefragt, wieso er als Händler bargeldloses Bezahlen bevorzugt.
Thorsten betreibt seit 2007 mehrere Filialen in Dortmund und Wuppertal. Anfangs war nur Barzahlung möglich. Später kamen Kartenzahlungen hinzu. 2017 wurde mit der Backwerk-Karte zusätzlich ein weiteres Bezahlsystem eingeführt. „Das war nur ein bedingter Erfolg“, sagt er. Der Grund: Es ist ein isoliertes System. Die Karte existiert zwar immer noch, dient aber hauptsächlich dazu, Treuepunkte zu sammeln.
In Thorstens Filialen kann man mit nahezu jeder Kreditkarte, Girocard oder sogar Apple Pay und Google Pay bezahlen. Aber nutzen die Kunden diese Möglichkeiten? „In den letzten Monaten haben immer mehr Kunden mit Kreditkarte bezahlt. Etwa fünf bis zehn Prozent – je nach Standort“, so Thorsten. „In einer perfekten Welt würden alle mit Karte bezahlen. Es ist schneller, ich kann mehr Kunden bedienen und die Wartezeit verringert sich.“
Aus Unwissen Angst vor hohen Kosten
Viele kleinere Geschäfte scheuen sich noch davor, Kartenzahlung anzubieten. „Das liegt in der Historie begründet“, erklärt Thorsten. „Früher war es wirklich so, dass sich Kartenzahlung für den Verkäufer nur gerechnet hat, wenn der Betrag größer war. Das sind alte Verträge. Heute zahle ich pro Transaktion eine Gebühr, die im Zehntelprozentbereich liegt. Das ist etwas, was ich einpreisen kann.“ Und da bin ich auch voll bei Thorsten. Denn ähnlich mache ich das auch bei meiner Arbeit als Digitalberater. Ich nutze viele Tools und natürliche kalkuliere ich diese in meine Preise mit ein.
Thorsten appelliert an die Händler, die noch keine Kartenzahlung akzeptieren, sich mit dem Thema zu beschäftigen. „Sie merken dann schnell, dass die Vorteile überwiegen.“ Es ist für sie sicherer, weil kein Bargeld von A nach B transportiert werden muss. Es ist vor allem auch günstiger. Zum einen sinken Personalkosten, weil die Mitarbeiter nicht mehr mühsam das ganze Bargeld zählen müssen. Zum anderen steigen die Gebühren für den Bargeldtransport der Tageseinnahmen zur Bank und die Besorgung von Wechselgeld. „Für beide Vorgänge zahle ich jährlich einen 4-stelligen Betrag für meine Filialen.“
Mobile Payment mit geringen Risiken
Es gibt eigentlich nur wenige Nachteile bei Kartenzahlung. Wenn das Internet ausfällt, funktioniert diese Bezahlungsmethode natürlich nicht mehr. „Wenn ich das aber hochrechne, wie häufig das im Jahr passiert, dann befinden wir uns in einem niedrigen Promillebereich. Also ein zu vernachlässigendes Problem“, so Thorsten.
Auf YouTube kam die Frage auf, ob er sich vorstellen kann, nur noch Karten zu nehmen und ob das die Kunden mitmachen würden. Diese Frage habe ich ihm nach dem Interview gestellt. Er meinte: Nein. „Ich gehe davon aus, dass dann 80 Prozent meines Umsatzes wegbrechen würden. Außerdem – so Stand heute – sind die Kunden noch nicht zur reinen Kartenzahlung vor allem bei Kleinstbeträgen bereit. Das ist ein typisch deutsches Phänomen“, sagt der Franchise-Nehmer. Dass auch 1 Euro-Beträge bargeldlos bezahlt werden, will er pushen. „Ich will meine Kunden davon überzeugen, dass es für sie und mich als Händler einfacher ist.“
Ich selbst zahle auch lieber bargeldlos – im Idealfall mit dem Smartphone. Nur für Notfälle habe ich einen 20er dabei. Das ist auch Thorstens Plädoyer: „Zahlt mit Karte, überall da, wo es möglich ist. Es überwiegen die Vorteile für beide Seiten.“ Ich als großer Freund von Mobile Payment kann das nur unterschreiben.
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