30. Oktober 2018 Achim Hepp

Bargeldlos bei BackWerk

Die SB-Bäckerei BackWerk hat im März 2017 in einigen Filialen einen Testlauf gestartet und eine digitale Kundenkarte eingeführt. Neben der Möglichkeit, Treuepunkte zu sammeln, kann der Kunde damit auch bargeldlos in den Filialen bezahlen. Anstelle der Karte kann er aber auch die zugehörige App verwenden. Allerdings nur auf Android, denn auch hier wird mit der NFC-Technologie gearbeitet. Der Testlauf der Karte war augenscheinlich auch erfolgreich, denn sie wird mittlerweile in jeder Filiale akzeptiert.

Mittlerweile habe ich mit Thorsten Wolf auch ein Interview zum Thema Kartenzahlung bei BackWerk geführt. Ihr findet es hier im Blog und hier auf YouTube.

Als ich die Karte zum Testen bekam, habe ich direkt mit dem Kopf geschüttelt. Warum noch eine Insellösung für Mobile Payment? Warum akzeptiert die Bäckerei nicht einfach Kredit- und Bankkarten mit NFC-Technologie – die gleiche Technologie wie in der BackWerk Karte – wie es seit Jahren schon bei Discountern Gang und Gäbe ist?

Künstliche Hürden und keine Vorteile

BackWerk Karte am Terminal

Die BackWerk Karte ist Kundenkarte und Zahlungsmittel in einem und wird einfach auf den Reader gehalten bzw. gelegt.

Die Karte muss zuerst mit einem Guthaben aufgeladen werden, das künstlich auf 100 Euro pro Monat begrenzt ist. Das ist bestimmt großzügig gewählt, denn die Waren bei BackWerk sind im Niedrigpreissegment angesiedelt. Der Betrag sollte selbst bei einem täglichen Einkauf ausreichen. Der einzig akzeptable Grund für die Guthabenbegrenzung wäre noch die Sicherheit. Denn eine Guthabenkarte ist im Prinzip wie Bargeld: Wenn weg, dann weg. Das wäre aber wieder ein Argument für die Zahlung mit Kredit- oder Bankkarten.

Mittlerweile kann man in den BackWerk-Filialen auch problemlos bargeldlos mit einer Vielzahl von Karten bezahlen. Auch Apple Pay und Google Pay sollten – zumindest technisch gesehen – funktionieren. Ausprobiert habe ich das noch nicht, werde ich aber noch tun! Die BackWerk Karte ist aber immer noch im Umlauf. Sie hat daher eigentlich nur noch den Sinn, Treuepunkte zu sammeln. Und auch das ließe sich eigentlich anders regeln – oder besser gesagt – wie früher; mit einer Stempelkarte aus Papier. Die nimmt auch weitaus weniger Platz im Portemonnaie weg.

Bargeldzahlung verursacht Kosten

Bei meinem Test in einem Dortmunder BackWerk habe ich mit dem Unternehmer Thorsten Wolf, einem Freund von mir, generell über Mobile Payment gesprochen. Er hat den Vorwurf, dass Kartenzahlung besonders bei kleinen Beträgen nicht wirtschaftlich sei, im Gespräch direkt entkräftet. Der Markt der Bezahlsysteme und Dienstleister hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt. Dadurch sind die Gebühren auch in Deutschland extrem gepurzelt.

Kreditkarten bei BackWerk

Im Türbereich sieht man bereits die angebotenen bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten.

Wenn man sich dagegen die Kosten für Bargeldzahlungen anschaut, dann macht Mobile Payment auch hier absolut Sinn. Einzahlen, abheben, wechseln. „Kosten für Bargeld sind in Deutschland echt eine Katastrophe“, sagt Thorsten. Dazu kommt noch der Aufwand, das Bargeld zu transportieren. Auch die Logistik, immer genug Wechselgeld in den richtigen Stückelungen zur Verfügung zu haben, ist aufwendig.

Kunden sind auf Bargeld konditioniert

Thorsten besitzt mehrere BackWerk-Filialen. Laut ihm ist der Einsatz von Kredit- und Debitkarten insgesamt in seinen Läden relativ niedrig. Ich habe die These, dass der normale Verbraucher immer noch sehr konditioniert ist. Durch die künstlichen Hürden im Einzelhandel scheut er sich kleinere Beträge mit Karte zu zahlen.
Dass das aber geht und sogar gewünscht ist, wird ihm aber auch nirgends mitgeteilt. Oft fehlt die Info, dass eine Kartenzahlung möglich ist. Wenn ich draußen am Laden keinen Sticker mit dem Hinweis auf Kartenzahlung sehe, dann gehe ich halt woanders hin. Bei BackWerk ist mir positiv aufgefallen, dass an der Kasse sehr deutlich die Kartenzahlung beworben wird. Zumindest als Kunde bekomme ich es also mit!

Anonymer Brötchenkauf

Am Ende ist mir noch eine Sache aufgefallen, mit der die BackWerk Karte beworben wird. Und zwar ist diese „100% anonym nutzbar!“. Datenschutz und Privatsphäre ist natürlich ein wichtiges Thema, gerade in Deutschland. Aber dieses Argument zu bringen, beim Kauf von Brötchen und Kaffee, ich weiß nicht recht… Das wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Wenn einem Kunden seine Privatsphäre auch beim Brötchenkauf so wichtig ist, dann kann er auch eine Prepaid Kreditkarte nutzen. Diese funktioniert auch überall, wo Karten akzeptiert werden – und nicht nur im BackWerk.

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Achim Hepp

#machen | Achim ist Digitalexperte, Speaker und Creator. Er veröffentlicht Fachbeiträge in verschiedenen Zeitschriften, sowie hält er Vorträge und Workshops zu seinen Themen. In dieser Funktion ist er im In- und Ausland unterwegs, wobei er immer die Augen nach digitalen Trends aufhält.