Foursquare und ich haben eine lange und innige Geschichte. Der Dienst startete im Frühjahr 2009 auf der SXSW in Austin. Bei mir persönlich ist er im Herbst des gleichen Jahres auf dem Radar erschienen. Allerdings konnte ich ihn in Dortmund nicht nutzen. Damals war Foursquare nur in 100 ausgewählten Städten und Regionen verfügbar und eben nicht bei mir. Das war schade, denn ich hatte damals bereits die vielfältigen Möglichkeiten erkannt, die standortbasierte Dienste wie eben Foursquare und Gowalla in Kombination mit modernen Smartphones und GPS ermöglichten. Im Januar 2010 fiel endlich diese Beschränkung und ich konnte auch in Dortmund einchecken.
Die Anfänge von Foursquare
Das ursprüngliche Foursquare war im Kern schon eine Empfehlungsplattform für Orte. Nutzer konnten die eigene Ortsdatenbank mit Infos wie Adresse und Öffnungszeiten füllen. Noch heute sind die Daten bei Foursquare oft besser gepflegt als auf vielen anderen Plattformen. Google Maps hat aber mittlerweile enorm an Qualität aufgeholt – übrigens mit demselben Modell, die Nutzer einzubeziehen und arbeiten zu lassen. Aus dieser Nutzerbasis hat sich bei Foursquare aber ein treuer Stamm gebildet, der auch noch nach 10 Jahren aktiv ist. Der Dienst hat deren Wichtigkeit früh erkannt und Superuser eingerichtet, die – je nach Level – mehr oder weniger Möglichkeiten hatten, die Daten der Orte direkt zu editieren.
Gerade durch Foursquare habe ich mich damals sehr gut mit gleichgesinnten Digitalmenschen vernetzen können. Die Digitalszene dachte damals, der Dienst wäre das nächste große Netzwerk nach Facebook und Twitter. Und deswegen hat gefühlt auch jeder digital interessierte Mensch zumindest für eine Weile bei Foursquare mitgemacht. Ich selbst war begeistert von den vielen Aktionen der großen und kleinen Firmen, die Foursquare schon früh für ihr Marketing eingesetzt haben. Das waren für mich die Gründe im Herbst 2012 mit allesfoursquare ein Onlinemagazin zu starten – mit Erfolg. Daraus entwickelte sich eine Reihe von Foursquare-spezifischen Konferenzen und Events, die ich veranstaltet habe.
Foursquare splittet sich auf!
Im Mai 2014 splittete sich Foursquare überraschend in zwei Apps auf: Einmal den gleichnamigen City Guide, der in Konkurrenz zu Yelp platziert wurde. Und einmal Swarm als soziales Netzwerk mit den Gamification Features von Foursquare. Das Resultat waren große Nutzerproteste und auch -verluste. Foursquare war nicht mehr Foursquare. Gleichzeitig war klar: Hier haben wir nicht das nächste Facebook oder Twitter. Und nach diversen Finanzierungsrunden hat sich der ein oder andere Nutzer mehr als einmal gefragt, wie Foursquare Geld verdienen und überleben will. Schnell wurde damals auch über potentiell Käufer spekuliert. Denn die Ortsdatenbank von Foursquare war ein großes Asset und wurde damals wie heute von vielen Diensten wie z.B. Instagram und Microsoft genutzt.
Gleichzeitig hat Foursquare auch schon damals gezeigt, was sie alles aus den Daten lesen und vorhersagen können. Denn Foursquare hat mit Pilgrim auch eine eigene Technologie erschaffen. Der Nutzer muss nun nicht mehr manuell einchecken, um getrackt zu werden. Pilgrim kann nämlich auch so vorhersagen, wie und wohin sich ein User bewegt. Mittlerweile kamen mit Pinpoint, Attribution und Place Insights weitere Technologien hinzu, die perfekt die digitale mit der analogen Welt verbinden. Sie schalten und analysieren Anzeigen aufgrund der Orte, an denen einen Nutzer war. Später können sie dann nachvollziehen, ob ein Nutzer aufgrund der Anzeige in der echten Welt eine Ware gekauft oder eine Dienstleistung in Anspruch genommen hat.
Foursquare existiert immer noch!
Die letzten Jahre wurde ich regelmäßig mit den gleichen Aussagen und Fragen konfrontiert, wenn es um Foursquare ging: „Da ist doch keiner mehr!“ „Wie? Die gibt es noch?“. Und ja, die gibt es immer noch und sie sind immer noch eigenständig. Das wir einmal 10 Jahre Foursquare erleben, das hätte ich selber vor ein paar Jahren nicht gedacht. Aber es hat sich gezeigt, dass eine gezielte Weichenstellung und gute Personalentscheidungen eine solide Firma erschaffen haben.
2016 hatte der damals neue CEO Jeff Glueck im Fernsehen anhand der Fourquare Daten einen Umsatzrückgang von 29 Prozent im ersten Quartal bei der Schnellrestaurantkette Chipotle vorhergesagt. Zwei Wochen später gab Chipotle dann einen Umsatzrückgang von 29,7 Prozent bekannt. Foursquare hatte Recht. Ähnliche Vorhersagen gab es noch mehrmals und der Markt erkannte den wahren Wert der Daten und der Technologie des Unternehmens.
Mittlerweile ist die Firma in drei Produktreihen eingeteilt. Einmal Foursquare Location Intelligence – sprich die Technologie und die Ortsdatenbank. Diese wird erfolgreich an Geschäftskunden wie Apple, Twitter und Uber lizensiert und ist für den Erfolg und die Stabilität der Firma verantwortlich. Und da es sich hierbei um Unternehmenslösungen handelt, bekommt der normale Nutzer dieses gar nicht mit. Für ihn sind weiterhin der gleichnamige City Guide und Swarm als zwei eigenständige Apps gedacht. Und gerade bei Letzterem merke ich, dass einige Nutzer wieder zurückkehren. Sie haben den Mehrwert erkannt und nutzen Swarm gerade unter Freunden als kleines, eigenständiges soziales Netzwerk.
Auch der 4SQ Day findet zum 10. Mal statt!
Über die 10 Jahre hinweg haben sich die aktiven Nutzer und besonders die Superuser gut vernetzt und feiern traditionell am 16. April den Foursquare Day – kurz 4SQ Day. Four Square, also die Vier im Quadrat, ergibt 16 und 2010 haben ein paar Nutzer in Tampa Bay, Florida diesen Tag erfunden. Foursquare selber hat dann kurz drauf dieses Datum offiziell via Twitter bekannt gemacht und zelebriert ihn jedes Jahr. Dazu unterstützt das Unternehmen diese Usertreffen, versendet jedes Jahr Swag und retweeteten am 4SQ Day die Veranstaltungen aus der ganzen Welt. Und seit einigen Jahren gibt es auch im New Yorker Firmensitz eine Person, die sich um Supernutzer kümmert. In Sachen Community können sich da noch so einige Firmen etwas abschneiden.
Ich selber habe dieses Jahr das Jubiläum in Berlin mit Superusern aus ganz Deutschland verbracht. Da das für viele Teilnehmer eine lange Anreise bedeutet und dieses Jahr der 16. April ein Dienstag ist, wurde einfach pragmatisch der Samstag davor gewählt. Das war eine gute Entscheidung, denn so konnten mehr an diesem Event teilnehmen und das 10-Jährige feiern.
Comments (3)
Comments are closed.