7. März 2019 Achim Hepp

Don’t mess with Texas! Meine neunte SXSW in Austin steht an

Don't mess with Texas: SXSW

Nachdem ich letzte Woche erst auf dem MWC Barcelona war, geht es für mich nun zur SXSW Interactive nach Austin, Texas. Mittlerweile ist es für mich der neunte Besuch in Folge, was den Stellenwert der größten Digitalkonferenz der Welt für mich eindrucksvoll belegt.

Selten finden so viele Digitalmenschen an einem Ort zusammen, tauschen sich über Entwicklungen und neue Technologien aus, steigen auf neue Apps ein und nutzen diese auch intensiv während der Konferenztage. Praktisch ein Beta- und Stresstest, der seinesgleichen sucht. Kein Wunder, dass dort jedes Jahr aufs Neue alle mit dem nächsten, großen digitalen Dienst, der auf der SXSW seinen Durchbruch feiert, rechnen. 2007 war das zum Beispiel Twitter.

Testgebiet SXSW: Location Based Services und Livestreaming

Als ich 2011 zum ersten Mal vor Ort war, waren Dienste wie Gowalla und Foursquare gerade das große Thema. Damals dachten wir alle, dass Location Based Services die Zukunft sind. Das zog sich sogar noch bis zur SXSW 2012, wo allerdings schon Gowalla durch die Übernahme von Facebook eingestellt wurde. Heute sind ortbasierte Dienste praktisch überall integriert und ergänzen Empfehlungsplattformen als Datenlayer. Dorthin hat sich beispielsweise auch Foursquare entwickelt. Das Unternehmen betreibt zwar mit der gleichnamigen App eine Empfehlungsplattform und mit Swarm einen Check-in Dienst, aber Geld verdient es mit den Nutzerdaten, die es an viele andere Dienste als Datenblayer verkauft.

Das Foursquare Lot auf der SXSW 2011

2011 hat sich Foursquare zusammen mit Pepsi MAX auf der SXSW präsentiert (und dort Foursquare gespielt).

Einige Jahre später wurden Livestreamingdienste auf der SXSW 2015 gehypt. Damals war der Dienst Meerkat die Lieblingsapp vor Ort und jeder streamte was das Zeug hält. Während Meerkat die App der SXSW 2015 war, entzog Twitter ihr die Zugriffsrechte. Das machte es Meerkat schwer, seine Nutzerbasis in Austin zu vergrößern. Twitter tat das nicht ganz ohne Hintergedanken, denn der Kurznachrichtendienst hatte ein paar Monate vor der Konferenz die Livestreamdienst Periscope gekauft. Zwei Wochen später kam dieser auf den Markt. Durch den Zugriff auf die Nutzerbasis von Twitter hatte Periscope seinen Konkurrenten Meerkat schnell gekillt. Und heute kann jeder mit Facebook, Instagram und YouTube live streamen.

Vorträge auf der SXSW: Themenvielfalt ohne Ende

Neben den aufstrebenden, digitalen Diensten, die die SXSW nutzen, um bekannt zu werden, sind die Keynotes und Vorträge für mich sehr wichtig. Sie sind von einer Qualität, die ich auf keiner anderen Konferenz auf der Welt finde und inhaltlich in verschiedene Themenfelder aufgeteilt. So kann ich mich – wenn nötig – auch komplett auf ein aktuelles Thema fokussieren. Und selbst dann könnte ich mir nicht alles anhören, weil das bei der schieren Masse an Vorträgen nicht machbar ist. Doch zum Glück wird alles dokumentiert. Ob als Video oder in Artikeln: Jeder kann sich die Vorträge auch später angucken oder auf Blogs oder Twitter nachlesen.

Gary Vaynerchuck auf der SXSW

Seit meiner ersten SXSW ist ein kurzes Gespräch mit Gary Vaynerchuck schon eine kleine Tradition und ich bin immer wieder beeindruckt, wenn er mich erkennt und einordnen kann.

Oft werden Talks auch erst während der Konferenz angekündigt. So war es beispielsweise mit Tesla- und SpaceX-Gründer Elon Musk auf der SXSW 2018. Er wurde einen Tag vorher angekündigt. Die Teilnehmer mussten sich dann morgens um Tickets bemühen, um mittags dem interaktiven Interview mit ihm in der Austin Music Hall beizuwohnen.

Die Techszene trifft sich auf der SXSW

Fast jede bekannte Person aus der Techszene war über die Jahre auf der SXSW und hat dort einen Vortrag gehalten: Von Casey Neistat über Ev Williams bis zu Marissa Mayer. Selbst der damalige US-Präsident Barack Obama war 2016 vor Ort und hat auf der Bühne gesprochen. Ich könnte hier ohne Ende Namen aufzählen, möchte aber noch einen für mich persönlich sehr wichtigen hervorheben: Gary Vaynerchuk.

2010 hatte ich mich unter anderem aufgrund seines Buches „Crush It!“ selbstständig gemacht. Ein Jahr später habe ich Gary dann auf meiner ersten SXSW persönlich kennengelernt. Danach habe ich ihn jedes Jahr auf der SXSW getroffen, mit ihm geredet oder auch auf seinen Secret Wine Parties den ein oder anderen Wein getrunken. 2013 habe ich ihn für das Onlinemagazin allesfoursquare interviewt. Über die Jahre hat er mich auch immer wieder erkannt, was bei der Menge an Kontakten, die er generell hat, sehr beindruckend ist und mich auch geprägt hat. Auch so etwas gehört für mich zur SXSW: Die Konferenz bringt mir neben Netzwerkkontakten auch mich persönlich in meiner Entwicklung weiter.

NRW auf der SXSW

Im Rahmen der NRW Delegation stand ich 2018 in Austin auf der Bühne.

Deutsche auf der SXSW und #ruhrSXSW

Ich selbst stand 2018 zum ersten Mal in Austin auf der Bühne und habe im Rahmen der NRW Delegation über mein Startup Virado gesprochen. Jedes Jahr sind viele Deutsche bei der SXSW und stellen immer wieder aufs Neue eine der größten ausländischen Gruppen dar. Teilnehmer aus dem Rheinland, aus München und aus Hamburg sind seit Jahren sehr präsent und organisieren vor Ort großartige Events mit interessanten Inhalten.

Da aus dem Ruhrgebiet kaum einer vertreten ist, hatte ich vor einigen Jahren die Idee für #ruhrSXSW: Eine kleine Gruppe von kreativen Machern aus dem Ruhrgebiet, die in Texas Inhalte für die Menschen im Ruhrgebiet produziert. Diese Idee braucht natürlich Vorlauf und Sponsoren, denn so einfach lässt sich das Ganze nicht umsetzen. Gemeinsam mit dem Filmemacher Tim Kaszik werde ich daher im März einen Trailer zu dieser Idee produzieren und sie in die Welt bzw. das Ruhrgebiet tragen. Aber das ist noch Zukunftsmusik für 2020. Jetzt freue ich mich erst einmal auf eine großartige SXSW 2019.

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Achim Hepp

#machen | Achim ist Digitalexperte, Speaker und Creator. Er veröffentlicht Fachbeiträge in verschiedenen Zeitschriften, sowie hält er Vorträge und Workshops zu seinen Themen. In dieser Funktion ist er im In- und Ausland unterwegs, wobei er immer die Augen nach digitalen Trends aufhält.