Letztes Jahr habe ich ja mit einem sehr durchwachsenen Ergebnis bargeldlos auf Wacken ausprobiert. Damals gab es die W:O:A Card, die für mich im Prinzip nix anderes als ein digitales Wertmarkensystem darstellte. Nach meinen extrem guten Erfahrungen auf dem Melt Festival vor ein paar Wochen, war ich gespannt, was sich in Wacken dieses Jahr getan hat – und ob das System aus dem letzten Jahr verbessert wurde.
Ein paar Tage vor Festivalbeginn erhielt ich eine Mail des Veranstalters. Darin wurde ich informiert, dass der VIP/Presse-Bereich bargeldlos sei. Dafür griff der Veranstalter wieder auf die W:O:A Card aus dem Vorjahr zurück und erklärte in der Mail wie das System vom Dienstleister simply-X funktioniert. Im Prinzip alles wie im vergangenen Jahr, nur, dass diesmal 5 Euro Pfand für die Card berechnet wurde. Ich wurde im Vorfeld aufgefordert, Geld aufzuladen. Dazu habe ich mich einfach auf der Webseite eingeloggt. Dort konnte ich mein Guthaben sehen und ob eine Karte mit meinem Konto verknüpft ist. Für den Anfang sollten 50 Euro reichen, die ich per Kreditkarte eingezahlt habe.
Sinnlose Online-Aufladung vorab
Auf Wacken bin ich am ersten Abend direkt im VIP/Presse-Bereich zu dem Cashless-Container und habe mir meine W:O:A Card abgeholt. Dabei wurde ich nicht gefragt, ob ich schon Geld aufgeladen hatte. Mir wurde aber direkt angeboten welches drauf zu packen. Zusätzlich erhielt ich die Info, dass davon 5 Euro für Pfand abgehen würden. Ich habe also erneut 50 Euro aufgeladen – es sind ja auch ein paar Tage Festival und da werde ich das ein oder andere trinken und essen. Die Aufladung erfolgt dann via Kredit- oder Girokarte. So weit, so gut. Aber wo liegt dann der Sinn, vorab Geld aufzuladen? Ich muss ja eh am Schalter die Karte holen und dafür zahlen. Also komplett sinnlos eigentlich.
Die Karte musste ich dann über die Webseite mit meinem Konto verbinden. Dort stand immer noch, dass ich nur 50 Euro auf meinem Konto hatte und keine Karte. Nachdem ich die W:O:A Card über den entsprechenden Menüpunkt hinzugefügt hatte, kam die große Überraschung: Ich hatte nur 45 Euro Guthaben und eine Karte verbunden. Meine „alten“ 50 Euro waren nirgends aufzufinden. Nach kurzem Googeln hatte ich das Problem gelöst: Bei der Aufladung hatte ich einen QR-Code per E-Mail bekommen und musste diesen an einem Terminal mit meiner Karte synchronisieren. Erst dann wurde mein Guthaben aus der Cloud auf die Karte – also eigentlich auch wieder irgendwo in der Cloud – „gespeichert“. Stimmt, das war ja letztes Jahr auch schon so umständlich. Neben dem Cashless-Container stand auch das einzige (!) Terminal. Ich bin also hin, hab die Karte drauf und die Mail mit dem QR-Code drunter gehalten. Und danach standen mir endlich meine 95 Euro Guthaben zur Verfügung.
Zwei-K(l)assen-Gesellschaften auf Wacken
Bezahlen ging im VIP/Presse-Bereich wie im vergangenen Jahr: Bestellung aufgeben und Karte gegen das NFC-Lesegerät halten. Alles soweit ok und von der Geschwindigkeit auch voll akzeptabel. Dadurch, dass es nur eine Zahlvariante gab, war auch die Abwicklung einwandfrei und hat mich positiv an das Melt Festival erinnert. Das war dann aber auch das einzig Positive, denn die große Überraschung folgte auf dem Festivalgelände.
Machen wir es kurz: Ich wollte Bier holen und die Bedienung guckte mich nur erstaunt an, als ich die W:O:A Card hochhielt. Ihre Antwort war: „Kenn ich nicht.“ Und da ich kein Bargeld dabeihatte, gab es auch kein Bier. Ich dachte noch, ich hätte Pech gehabt und einen Stand erwischt, der nicht ausgerüstet war. Nein! Auf dem ganzen Gelände wurde die Karte nicht akzeptiert, sondern NUR Bargeld. Im VIP/Presse-Bereich hingegen NUR die W:O:A Card. Krasser geht es ja kaum. Und Sinn macht es auch nicht, denn die meisten Besucher nutzen den VIP/Presse-Bereich nur kurz und sind dann natürlich – wie ich – auf dem Gelände unterwegs und trinken dort.
Fail bei bargeldlosem Bezahlen auf Wacken
Das Resultat: Ich musste mir ständig Bargeld leihen und am Ende hatte ich fast die gesamten 95 Euro immer noch auf meiner W:O:A Card. Es gab zwar auch Geldautomaten, die waren aber auch gebührenpflichtig. Die 5 Euro Kartenpfand konnte ich mir auch knicken. Am letzten Tag hat sich so eine lange Schlange gebildet, da es nur eine Stelle gab, an der die Karten zurückgegeben werden konnten. Da war mir meine Zeit wertvoller und ich habe nun ein 5-Euro-Andenken an diesen Fail in Sachen bargeldloses Bezahlen.