16. Juni 2020 Achim Hepp

Oura Smartring, Corona Datenspende, Corona-Warn-App und der Umgang mit Daten

Seit mittlerweile einem Jahr tracke ich wieder regelmäßig meine Vitaldaten und steige jeden Tag auf meine fast zehn Jahre alte Withings Waage – die übrigens immer noch einwandfrei funktioniert und twittern kann. Zusätzlich trage ich den Oura Smartring, der Daten wie meine Schlafqualität oder Körpertemperatur erfasst. Anhand dieser Daten erhalte ich eine Prognose, wie mein Tag sein wird und kann durch Hinweise aufgrund  meiner Vitaldaten sogar eine mögliche Infektion durch das Coronavirus frühzeitig erkennen.

Datenerfassung und Früherkennung sind in Corona-Zeiten immer noch aktuell und wichtig. Das Robert-Koch-Institut hatte bereits im April die Corona Datenspende auf den Markt gebracht. Rund um diese App startete eine kontroverse Diskussion, die ich nur teilweise nachvollziehen konnte. Nutzer können über die App die Daten ihrer Fitnessarmbänder und Smartwatches spenden. Diese helfen Wissenschaftlern dabei, die Ausbreitung des Coronavirus besser zu erfassen und zu verstehen. Die App greift auf Daten verschiedener Wearables zu, aber leider nicht auf die des Oura Smartrings. Daher habe ich nur meine Daten aus Apple Health freigegeben, um meinen Teil im Kampf gegen das Virus beizutragen.

Seit heute gibt es von der Bundesregierung die Corona-Warn-App, mit der Infektionsketten besser erkannt werden sollen. Über Bluetooth wird anonymisiert ermittelt, mit wem man 15 Minuten oder länger engeren Kontakt hatte. Sobald ein Nutzer positiv auf COVID 19 getestet wurde, kann er dieses Ergebnis in der App teilen. Alle anderen Anwender, die sich in der Vergangenheit in der Nähe des Infizierten aufgehalten haben, werden daraufhin über die App informiert. Hier helfen Daten, um der Ausbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken.

Die App des Oura hilft bei der Früherkennung von Corona

Täglich werde ich in der App des Oura Smartrings aufgefordert bei der Umfrage der UCSF teilzunehmen. Weitere Hinweise auf eine eventuell Infektion oder Erkrankung bekomme ich durch meine Vitaldaten, beispielsweise eine erhöhte Körpertemperatur.

Corona-Früherkennung dank Daten vom Oura Smartring

Auch Oura hat alle Nutzer des Ringes eingeladen, an einer dreimonatigen Studie des UCSF Health teilzunehmen. Das Ziel ist es, Erkrankungen wie zum Beispiel COVID 19 anhand von Daten vorherzusagen und einen Algorithmus zur Früherkennung zu entwickeln. Dass das funktionieren kann, hat der Finne Petri Hollmén bewiesen. Er hatte Mitte März in einem Facebook-Posting geschrieben, dass er sich zwar gut fühlte, aber die Vitaldaten seines Oura Smartrings etwas anderes sagten. In der App hatte er einen Temperaturanstieg erkannt und sich daraufhin auf Covid 19 testen lassen – das Ergebnis war positiv. Petri konnte also anhand seiner Daten die Erkrankung frühzeitig erahnen – ohne konkrete Symptome aufzuweisen. Ich hätte aber auch ohne dieses Beispiel meine Daten der Studie zur Verfügung gestellt. Und genau das habe ich getan.

Dafür musste ich nur die Daten des Ringes über die App freigeben. Seitdem werde ich jeden Morgen gefragt, ob ich zum Beispiel Schnupfen, Fieber oder Husten habe. Der Oura Smartring misst unter anderem die Herzfrequenz, die Atmungsrate und die Körpertemperatur des Trägers. Gerade letzteres ist relevant für die Erkennung einer Corona-Infektion. Denn die gewöhnliche Temperaturmessung ist ja meist eine Einzelmessung, die nur eine Momentaufnahme darstellt. Der Ring liefert aber durchgehend Daten und nimmt auch kleinste Unterschiede wahr. So kann man Trends konkreter verfolgen und eine Entwicklung frühzeitig erkennen.

Lasst uns souveräner mit unseren Daten umgehen!

Nun habe ich mir bereits seit mehr als einem Jahr meine Daten angeschaut und für mich passende Verhaltensmuster abgeleitet. Im Rahmen des Coronavirus ist mir aber nochmal klargeworden, wie wertvoll diese Daten sind, die Menschen auf der ganzen Welt – und zwar teilweise nur aus Spaß wie ich – über sich selbst erheben. Allerdings haben darauf leider keine wissenschaftlichen Institute oder Universitäten Zugriff. Denn diese Institutionen wären doch diejenigen, die damit wirklich etwas Größeres für die Allgemeinheit erreichen könnten.

Und ja, ich selber gehe sehr frei mit meinen Daten um. Aber auch mir ist die Wichtigkeit des Datenschutzes bewusst. Vor allem in Verbindung zu Krankenkassen oder Versicherungen. Mein Wunsch wäre es aber, wenn wir alle ein wenig souveräner mit unseren anonymisierten und pseudonymisierten Daten umgehen würden. Erst recht, wenn sie etwas Gutes tun.


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Achim Hepp

#machen | Achim ist Digitalexperte, Speaker und Creator. Er veröffentlicht Fachbeiträge in verschiedenen Zeitschriften, sowie hält er Vorträge und Workshops zu seinen Themen. In dieser Funktion ist er im In- und Ausland unterwegs, wobei er immer die Augen nach digitalen Trends aufhält.

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