Als ich mit meinem estnischen Digitalmitbürger Markus in Tallinn war, erzählte er mir vom innogy eCarSharing. Mittlerweile hat er auch über seine Erfahrungen gebloggt. Der Anmeldeprozess sei alles andere als geschmeidig und auch sonst gibt es ein paar Besonderheiten. Durch seinen Blogpost hat er mich neugierig auf das Thema gemacht und ich dachte, ich probiere es auch einmal aus – eventuell hat sich ja etwas geändert.
Das eCarSharing von innogy ist ein stationsgebundenes Carsharing Angebot, das nur Elektroautos anbietet. Sprich: Ich muss das Auto an einem bestimmten Standort abholen und auch dort wieder abgeben. Das ist bei Elektroautos auch von Vorteil, da die jeweiligen Stationen auch immer eine Ladesäule haben, an denen die Autos geladen werden. Sie stehen im Regelfall dann auch voll zur Verfügung. Ich selber benutze in den meisten Städten das Angebot von DriveNow. Das ist nicht stationsgebunden, was ich eigentlich besser finde. Denn ich pick mir irgendwo das gewünschte Auto – wie bei den E-Scootern – und lasse es dann auch irgendwo anders einfach stehen. Bei Elektroautos macht die Stationsbindung in Kombination mit der Ladesäule schon Sinn.
Außen digital, innen analog
Nun wollte ich eCarSharing ausprobieren. Gesagt, getan. An einem Sonntagabend führe ich also meine Anmeldung auf ecarsharing.innogy.com durch. Zuerst muss ich mich entscheiden, ob ich Privat- oder Geschäftskunde bin. Danach werden meine persönlichen Daten sowie die des Führerscheins abgefragt. Mir stehen mehrere Bezahlmethoden zur Verfügung – ich muss mich nur entscheiden, die Zahldaten eingeben und die AGBs akzeptieren. Im Anschluss klicke ich auf Eingaben prüfen. Es erscheint eine Übersichtsseite mit den eingegebenen Daten, welche übrigens nicht auf Plausibilität geprüft werden, und muss dann nur noch auf kostenlos registrieren klicken.
Nach diesem Klick kommt die erste Überraschung: Eine blaue Box erscheint, in der steht, dass ich ganz einfach meinen Führerschein per Skype überprüfen lassen kann. Das war neu, jedenfalls hatte Markus diese Option nicht. Leider geht das nur zu bestimmten Sprechzeiten, Sonntagabend ist nicht dabei. Ich muss diesen Schritt also vertagen. Am nächsten Morgen versuche ich den Führerschein-Check per Skype erneut. Ein freundlicher Mitarbeiter begrüßt mich und fragt, ob ich den unterschriebenen Vertrag bereits zurückgeschickt hätte. Nein. Ich wusste auch nicht, dass ich das machen muss. In der Bestätigungsmail war nur der analoge Prozess beschrieben, wie Markus ihn durchgeführt hatte, und daher habe ich ihm auch keine Beachtung geschenkt. Ich muss also die PDF aus der Bestätigungsmail ausdrucken, unterschreiben und an seine E-Mail-Adresse schicken. Aber: Die PDF ist komplett leer. Ich muss ALLE DATEN nochmal händisch eintragen. Wofür habe ich das vorher alles online eingegeben? Leicht genervt fülle ich den Vertrag schließlich nochmal aus, unterschreibe, scanne und schicke ihn weg.
Der eCarSharing Standort Dortmund fehlt(e)
Wieder Skype, wieder Führerschein überprüfen. Nun soll ich meinen Personalausweis zeigen. Den ich leider nicht bei mir habe. Der innogy-Mitarbeiter sagt, er könne mich dann nicht überprüfen. Aber in der blauen Box stand auch nur, dass man den Führerschein bereithalten soll – nichts vom Personalausweis. Also ab nach Hause, den Perso rauskramen und nochmal skypen. Letztendlich funktioniert die Identifizierung. Der eCarSharing-Mitarbeiter macht mich noch darauf aufmerksam, dass Dortmund nicht beim Buchungsprozess im Dropdown-Feld zur Auswahl steht. Ich könne die Stadt aber über die Suchoption finden. Genau das Gleiche hat mir Markus vor ein paar Monaten erzählt und in seinem Blog geschrieben. Wie kann es sein, dass eine der Hauptstandorte von innogy nicht in einer simplen Auswahlliste vertreten ist?* Aber wenigstens kommt zwei Tage später die Kundenkarte per Post an.
Der Prozess hat sich ein wenig digitalisiert, aber das, was digitalisiert wurde, ist hakt und ist schlecht umgesetzt. Denn statt einer PDF, die alle Daten enthält, die man online eingegeben hat, und auch digital signieren könnte, gibt es ein komplett leeres Dokument. Auf der Webseite steht auch nirgends, welche Dokumente man für die Prüfung des Führerscheins braucht. Meiner Meinung nach würde auch nur der Führerschein an sich reichen. Wenn ich zum Beispiel bei Hertz online ein Auto miete, zeige ich nur meinen Führerschein und die Kreditkarte beim Rausfahren. Da ich ja jetzt erfolgreich alle Hürden gepackt habe und angemeldet bin, will ich nun für den zweiten Teil den Buchungsprozess ausprobieren. Das innogy eCarSharing hat in Dortmund vier unterschiedliche Elektroautos im Angebot, die ich alle testen will, schließlich bin ich bisher nur Tesla gefahren.
* Beim Schreiben dieses Blogartikels habe ich die Dropdown-Liste nochmal überprüft und innogy eCarSharing hat Dortmund mittlerweile in der Auswahl ergänzt. Warum sowas aber monatelang dauert, ist mir ein Rätsel.
