Ich war schon oft in New York, aber diesmal war es anders. Zum ersten Mal habe ich bewusst gesagt: Ich bleibe einfach mal länger. Nicht für ein paar Tage oder eine schnelle Konferenz, sondern für vier Wochen. Mit Zeit. Und ohne Plan.
Kein Sightseeing, keine Must-sees, keine Bucketlist. Stattdessen: Alltag. Ich wollte schauen, wie es sich anfühlt, für eine gewisse Zeit in der Stadt zu leben, mit allem, was dazugehört. Vom Einkaufen im Supermarkt bis zum Wäschewaschen im Waschsalon. Vom Morgenkaffee im Stammcafé in Bushwick bis zu zufälligen Begegnungen irgendwo in Brooklyn oder Queens.
Solche Aufenthalte sind für mich nie nur Tapetenwechsel, sondern auch Perspektivwechsel. Ich erlebe die Stadt, aber ich beobachte auch, wie hier digitale Kommunikation im Alltag funktioniert. Im Kontakt mit Marken, in der Interaktion auf der Straße, in ganz einfachen Dingen wie Bestellprozessen, E-Mail Flows oder Servicestrukturen. Als jemand, der selbst im Bereich digitaler Kundenkommunikation arbeitet, nehme ich aus solchen Erlebnissen immer etwas mit.
Die Idee war simpel: Ich verändere nicht alles, aber ich verändere den Ort. Raus aus der Routine, rein in einen anderen Takt. Kein Reset, eher ein anderes Setup.
Bushwick als Homebase zwischen Graffiti, Cafés und Kontrasten
Die letzten Male war ich meist in Long Island City. Ich mag die Ecke weil sie modern, gut angebunden, und angenehm ruhig ist für New Yorker Verhältnisse. Aber für vier Wochen war mir das preislich zu ambitioniert. Also habe ich nach Alternativen geschaut. Bushwick kannte ich von ein paar Tagestrips und diesmal hat es einfach gepasst. Die Lage war okay, der Preis fair, und ich hatte Lust, mal eine andere Ecke von Brooklyn etwas genauer kennenzulernen.
Bushwick ist roh, laut, kreativ, teilweise komplett überdreht und trotzdem irgendwie charmant. Zwischen bunten Graffiti Wänden, kleinen Galerien und improvisierten Bars liegt alles dicht nebeneinander: Hipster Cafés direkt neben Autowerkstätten, Techno Clubs neben Lagerhallen, Yogastudios über puertorikanischen Bodegas.
Ich hatte schnell meine Wege: mein Stammcafé Obscure Coffee, die Wilson 101 Bar für das Absackerbier am Abend, der Supermarkt an der Ecke. Alles findet sich übrigens auch in meiner persönlichen New York Liste wieder. Morgens bin ich oft die Wilson Avenue mit einem Cold Brew in der Hand entlanggelaufen und dem Gefühl, dass sich langsam Alltag einstellt. Bushwick war nicht perfekt, aber es hat funktioniert. Und das auf eine Art, die sich nicht nach Urlaub angefühlt hat, sondern nach einem echten Aufenthalt. Kein New York für Instagram, sondern eins für das ungeschönte Leben vor Ort. Natürlich habe ich aber trotzdem regelmäßig etwas in meinen Instagram Stories und im Feed geteilt. 😉
Tagesrhythmus in New York: unterwegs, aktiv, mittendrin
Ich war jeden Tag unterwegs. Nicht, weil ich musste, sondern weil es sich richtig angefühlt hat. Mal bin ich zu Fuß gegangen, mal habe ich die Subway genommen, oft bin ich auch Bus gefahren. Den öffentlichen Nahverkehr in New York kenne und schätze ich schon von früheren Besuchen: Er ist zuverlässig, unkompliziert und günstig. Mit dem Smartphone einsteigen, Tap and Go – fertig. Die Busse waren kein Ersatz, sondern eine sinnvolle Ergänzung. Manchmal waren sie die einzige sinnvolle Verbindung, manchmal einfach die entspanntere. Und nebenbei sieht man mehr vom echten New York.
Bewegung war ohnehin ein fester Bestandteil meines Alltags. Durch die Open Runs der New York Road Runners habe ich Parks und Ecken kennengelernt, die abseits der typischen Strecken liegen: von Brooklyn Bridge Park – mein absoluter Favorit bei den Open Runs – bis zum St. Mary’s Park im Norden in der Bronx. Dazu kamen Workouts bei BARRY’S und Y7, meistens in Brooklyn. Sport war für mich in diesen Wochen nicht nur Routine, sondern auch Struktur. Außerdem war er ein guter Weg, um mit Leuten ins Gespräch zu kommen, denn spätestens beim dritten Mal wird aus dem Fremden ein bekanntes Gesicht.
Und dann war da noch der Fußball. Während meines Aufenthalts lief die FIFA Klub WM, und ich habe schnell meine Fußballkneipe – die Banter Bar – gefunden, in der man gemeinsam geschaut hat. Erst anonym, dann mit einem kurzen Nicken, später mit Gesprächen. Laufen und Fußball sind zwei Konstanten, die überall auf der Welt funktionieren. Auch in New York.
Fazit: Vier Wochen New York, genau das Richtige für mich
Was ich an New York liebe, ist diese Haltung: „It’s none of my fucking business.“ Du kannst sein, wie du willst, machen, was du willst. Solange du niemanden störst, lässt dich auch jeder in Ruhe. Um 8:00 Uhr morgens saß ich in Laufklamotten im Bus auf dem Weg in die südlichste Ecke von Brooklyn, ganz runter bis zur Jamaica Bay. Ich war umgeben von Arbeitern unterschiedlichster Herkunft. Kein Blick, kein Kommentar, kein Interesse. Im besten Sinne. Diese Stadt gibt dir Raum.
Gleichzeitig wirst du aufgenommen, wenn du dich einbringst. Ich wurde überall als Local wahrgenommen. Natürlich hat man mitbekommen, dass ich kein Amerikaner bin, aber niemand ging davon aus, dass ich „nur zu Besuch“ bin. Und genau das war das Gefühl dieser vier Wochen: nicht Gast zu sein, sondern dazuzugehören. Für eine begrenzte Zeit, aber ohne Begrenzung im Kopf.
Ob ich es wieder machen würde? Sofort. Ob ich es jedem empfehlen würde? Nein. New York fordert. Es ist teuer, laut, manchmal überfordernd und sicher nichts für den schnellen Tapetenwechsel. Aber wenn man bereit ist, sich auf die Stadt einzulassen – ohne Erwartung, ohne Filter – dann bekommt man etwas zurück, das man so schnell nicht wieder vergisst.
Vier Wochen New York waren keine Auszeit. Es war ein Perspektivwechsel. Und der hat gut getan. Übrigens: Ich habe in der Zeit jeden Tag einen Vlog für meinen YouTube Kanal aufgenommen. Kein Hochglanz, kein Skript, sondern einfach Eindrücke aus dem Alltag.
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