23. Oktober 2018 Achim Hepp

Bargeldlos in Graz

Achim Hepp: Bargeldlos in Graz

Vor ein paar Wochen ging es wieder nach Graz zu LinkedIn Learning um zwei neue Videotrainings aufzunehmen. Und das bedeutet natürlich eine weitere Stadt, in der ich versuche, bargeldlos über die Runden zu kommen. Aus meinen vergangenen Aufenthalten weiß ich, dass es eher eine Herausforderung wird. Aber vielleicht hat sich ja was geändert in letzter Zeit.

Im Hotel ist es wie überall auf der Welt: Ich lass erst einmal alles auf mein Zimmer buchen und zahle beim Auschecken mit Karte. Getränke und anderen Kleinkram kaufe ich im Regelfall in einem der näheren Supermärkte. Auch dort kann eigentlich immer mit Karte bezahlt werden. Mittlerweile hat der Merkur um die Ecke auch Selbstbedienungskassen. Dort kann ich auch problemlos eine Flasche Wasser für 1,20 Euro selber scannen und mit Karte bezahlen. Schnell und reibungslos.

Keine Kartenzahlun am Grazer Schlossberg

Der Ticketautomat ist zwar technisch vorbereitet, aber trotzdem nicht gewillt eine Kartenzahlung zu akzeptieren.

Skurril wird es bei der Touristenattraktion Schloßberg. Ich will eine Fahrkarte für den Aufzug kaufen, der mich bis zur Bergspitze fährt. Ich gehe zu den zwei Automaten, die einen Ziffernblock für die Eingabe der Karten PIN haben. Ironischer Weise akzeptieren sie aber nur Bargeld – ich komme mir vor wie in Dubai!

Künstliche Hürden bremsen Kartenzahlung

Interessant wird es für mich und das Thema Mobile Payment eher gegen Abend, wenn ich ein gutes Bier trinken gehen will. Leider sind in Graz – wie auch hier bei uns – viele Bars und Cafés immer noch nicht gewillt Karten zu akzeptieren. Und auch oft werden künstliche Hürden erzeugt wie unverhältnismäßige Mindestbeträge oder die technische (?) Unfähigkeit, das Trinkgeld mit einzubuchen.

Kleiner Exkurs: Generell ist Graz wirklich gesegnet mit einer soliden bis sogar extremen Auswahl an Craftbieren. Umso mehr freue ich mich, nach langen Stunden im Studio, mir ein paar davon zu gönnen. Und das habe ich auch an drei Abenden getan, mit drei unterschiedlichen Bezahlergebnissen:

Das Flann O’Brian habe ich vor ein paar Jahren entdeckt. Es ist mein Lieblingspub, wo ich mittlerweile immer versuche, meinen ersten Abend in Graz zu verbringen. Gegenüber anderen irischen Pubs gibt es hier acht Craftbiere vom Fass sowie eine solide Auswahl an welchen aus der Flasche. Ich weiß aus Erfahrung, dass hier Cash only gilt. Trotzdem spaziere ich ohne Bargeld in der Tasche dahin – eventuell hat sich ja was getan. Leider ist es sehr voll und es gibt auch keine Hinweise wie die üblichen Sticker an der Tür, dass sich was in Sachen bargeldlos getan hat.

Bargeld abheben – ein teurer Spaß

Nächste Option war dann für mich Brot & Spiele – eine Mischung aus normaler Bar, Sportsbar und Billardcafé. Die Bar ist aber noch geschlossen und hinten im Billardraum ist es mir zu laut. Deswegen ziehe ich weiter. Denn um die Ecke liegt das Cheers. Die sollen auch eine gute Bierauswahl vom Hahn haben. Bisher war ich aber noch nie dort. Ein Blick auf die Tür zeigt keinerlei Hinweise auf Kartenzahlung und auch drin liegt kein Kartenlesegerät. Das bedeutet: Bargeld holen.

Gegenüber liegt die Bank Austria und was passiert? Meine Revolut Karte wird dort nicht akzeptiert. Warum muss ich noch klären. Aber wieder einmal ein Beleg dafür, dass es mehr als Sinn macht, mindestens eine zweite Karte dabei zu haben. Besser noch eine Dritte. Ich hebe also mit meiner Zweitkarte zu horrenden Gebühren 50 Euro ab. Ich bin leicht genervt aufgrund der Abhebungsproblematik und gehe rüber in Cheers auf zwei Bier. Die ich dann natürlich in bar bezahlen muss.

Es geht doch ohne Bargeld

Kartenzahlung ist kein Problem im Brot & Spiele

Im Brot & Spiele gibt es über 130 Biersorten und auch die Auswahl an Karten zur Zahlung ist solide.

Da ich nun noch 40 Euro in der Tasche habe, kann ich zwei Tage später auch zum Essen ins Flann O’Brian gehen. Wie gesagt: Hier bin ich öfters und einer der Kellner erkennt mich auch immer und wir reden kurz nett. So auch dieses Mal. Als es dann ans Bezahlen geht, denke ich mir, ich frag einfach mal auf doof, ob ich mittlerweile auch mit Karte zahlen könne. Als Antwort bekomme ich nur ein „Moment“. Der Kellner geht und kommt mit einem Kartenlesegerät zurück. Freudig überrascht zahle ich nun mit Karte. Auch Trinkgeld drauf zu buchen geht problemlos. Laut dem Kellner haben viele Kunden nach Kartenzahlung gefragt und auch er persönlich hält es für besser.

Zum Ende der Woche komme ich dann endlich auch noch ins Brot & Spiele. Laut eigener Aussage haben sie über 130 Biere aus aller Welt. Die Bierkarte an sich ist großartig gestaltet und bietet Detailinfos zu den unterschiedlichen Bieren. Hier kann ich auch mit Karte bezahlen. Das geht allerdings nicht am Platz oder an der Bar im Pub, sondern man muss mit in den Billardraum gehen. Dort stehen die Hauptkasse und das einzige Lesegerät. Trinkgeld draufbuchen ist übrigens auch hier wieder kein Problem.

Im Großen und Ganzen also doch ein fast bargeldloser Trip. Und am Ende fliege ich mit 40 Euro mehr Bargeld in der Tasche zurück nach Dortmund.

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Achim Hepp

#machen | Achim ist Digitalexperte, Speaker und Creator. Er veröffentlicht Fachbeiträge in verschiedenen Zeitschriften, sowie hält er Vorträge und Workshops zu seinen Themen. In dieser Funktion ist er im In- und Ausland unterwegs, wobei er immer die Augen nach digitalen Trends aufhält.