Die, die mich länger kennen, wissen, dass eines meiner ersten Steckenpferde die Wearables waren. 2007 begann ich mit meiner kurzen, datengetriebenen Laufkarriere – inklusive Halbmarathon und Marathon in New York – und kaufte mir das Nike + iPod Sport Kit. Meine Laufschuhe konnte ich durch diesen Sensor mit dem iPod nano verbinden und sehen, wie weit oder wie lange ich gelaufen bin. Ich begann also, Daten über mich aufzunehmen – und das Auswerten hat mir auch noch Spaß gemacht.
Und als ich zwei Jahre später im Podcast von Leo Laporte von der Withings Waage hörte, die twittern kann, war ich nicht mehr zu stoppen. Beim Einrichten der Waage konnte ich sogar meine Gewichtsdaten mit Google Health oder Microsoft HealthVault koppeln, wenn ich denn in den USA gewohnt hätte. Da heute in Deutschland über die digitale Patientenakte diskutiert wird, wären wir vor zehn Jahren eigentlich schon auf dem Weg dahin gewesen. Es fehlten nur die Nutzer. Google Health gibt es nämlich seit 2012 nicht mehr und Microsoft stellt seinen Dienst in diesem Jahr ein.
Wearables und WeWantSmartWear
Anfang der 2010er waren Wearables dank Fitnessbändern auch in der breiten Bevölkerung angekommen. 2012 wurde auf der SXSW das Nike Fuelband vorgestellt, welches für mich das Nike + iPod Sport Kit ersetzte. Zusätzlich drängten neue Firmen wie FitBit und Jawbone auf den Markt und zwischenzeitlich hatte ich bis zu vier Wearables am Arm. Ich habe sie natürlich getestet und sie mit meinem Freund Gerhard Schröder im gemeinsamen Blog WeWearSmartWear – später FashionTech – vorgestellt. Ich fokussierte mich auf Wearables und Sport, Gerd übernahm den modischen Aspekt. Quantified Self war mittlerweile alltagstauglich. Die Menschen tauschten sich über ihre Daten aus, diskutierten, was die Zahlen über sie aussagen und ich selbst fand mich immer häufiger auf Meetups zu diesem Thema in Köln und Berlin wieder. 2015 schrieb ich dann zusammen mit Gerd für den Wearables Hub bei Mobile Geeks.
Über die Jahre und durch meine vielen Projekte habe ich mein sportliches Ziel etwas aus den Augen verloren und nicht mehr konsequent meine Daten erhoben. Nachdem ich im Frühjahr 2018 aber auf dem Digitalkongress MEMO einen Vortrag vor der Fitnessbranche gehalten habe, war ich wieder angefixt und reaktivierte meine alte Withings Waage – die übrigens nach zehn Jahren noch einwandfrei funktionierte und direkt mein Übergewicht twitterte. ??
Ōura: Endlich wieder Quantified Self!
Ich sehe grundsätzlich ja keinen Sinn im täglichen Gebrauch einer Smartwatch und habe mir eine Apple Watch Nike+ rein fürs Laufen geholt. Smartwatches, genau wie Fitnessarmbänder, haben meist eine für mich zu kurze Akkulaufzeit und sprechen mich optisch nicht an. Außerdem will ich kein Armband rund um die Uhr am Gelenk tragen. Ganz anders der Oura-Ring. Auf ihn bin ich über einen Podcast gestoßen – lustigerweise über denselben wie damals bei der Withings Waage. Der Akku des Rings hält über eine Woche und die Sensoren nehmen viele Daten auf. Wie mein Fazit nach drei Monaten Tragezeit aussieht, werde ich in einem Testbericht festhalten.
Was für mich beim Oura-Ring aber besonders wichtig ist: Er stört mich nicht, ich finde ihn optisch ansprechend und kann ihm problemlos rund um die Uhr tragen. Das ist besonders wichtig für mich, um möglichst viele Daten von mir zu sammeln, auch den Schlaf. Denn meiner Meinung nach ist gesunder Schlaf sehr wichtig und ich wollte meinen eben tracken. Das hatte ich bereits vor acht Jahren versucht. Damals bestellte ich meinen ersten Schlaftracker namens WakeMate. Er bestand aus einer Platine, die in eine Art Schweißband eingelassen war. Das dicke Armband war aber unangenehm zu tragen, weshalb ich ihn nur unregelmäßig nutzte bis ich ganz damit aufhörte.
E-Health ist eigentlich alter Hut
Dass wir in Deutschland beim Thema Quantified Self und Datenerhebung noch einiges lernen müssen, merkte ich beim Healthy Hub Live in Berlin wieder. Ich moderierte die Veranstaltung, wo mehrere Startups ihre Projekte vorgestellt haben. Politiker und Speaker sprachen in ihren Impulsvorträgen und Reden über E-Health und digitale Patientenakten. All das, was in Amerika bereits vor zehn Jahren möglich war, aber auch dort von den Menschen nicht angenommen wurde. Die Ideen und Technologien waren damals bereits vorhanden. Und ich frage mich, ob wir dieses Mal etwas daraus machen können, oder ob wir wieder bei uns in Deutschland am Thema Datenschutz und Privatsphäre scheitern?!
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