21. Januar 2021 Achim Hepp

Clubhouse für Unternehmen ?

Seit einer Woche ist Clubhouse als neues soziales Netzwerk in aller Munde – und alle machen mit bei diesem neuen Hype. Ich bin im Oktober 2020 auf Clubhouse aufmerksam geworden und habe mich auf eine Warteliste eingetragen, um aufgenommen zu werden. Seitdem habe ich den Dienst beobachtet und es tat sich eigentlich nicht viel. Jetzt ist der Zutritt mit Einladungen möglich – und die große Einladungswelle hat nun begonnen und jeder will dabei sein. Ich konnte schon ahnen, dass bald der erste Kunde fragen würde: „Können wir auf Clubhouse nicht was machen?“ Und prompt zu Wochenbeginn haben die ersten Kunden angefragt und ich habe mit ihnen über die Möglichkeiten des neuen sozialen Netzwerkes gesprochen. Darum soll es auch in diesem Blogbeitrag gehen.

Achim Hepp bei Clubhouse

Natürlich findet ihr mich auch bei Clubhouse.

Kurz vorab für alle, die die letzten Tage nicht ins Internet geguckt haben: Clubhouse ist eine Audioplattform, auf der man sich in virtuellen Räumen trifft und Live Panels erstellen kann. Die Zuhörer können sich live zu Wort melden und sich beteiligen. Dabei ist Clubhouse besonders sexy, weil gerade viele Prominente und Personen des öffentlichen Lebens daran teilnehmen. Das gibt einem das Gefühl, dass man mit denen einen persönlichen Draht hat, weil man sich ja „im gleichen Raum“ befindet. Die App nutzt außerdem den FOMO Faktor voll aus, denn man muss zur richtigen Zeit reingehen, um nichts zu verpassen. Beides sind Faktoren, die wir ähnlich – zeitliche Begrenzung und suggerierte Nähe zu Prominenten – auch beim Format Storys hatten und ihm zum großen Erfolg verholfen haben.

Wie schaut es bei Clubhouse mit Datenschutz aus?

Des Deutschen liebstes Kind hat nicht lange auf sich warten lassen. Nachdem wir gerade die Diskussion um WhatsApp hatten, steht mit Clubhouse schon der nächste Kandidat auf der Matte. Erwartungsgemäß waren auch die großen Datenschutz-Blogger schnell und haben Beiträge dazu veröffentlicht. In Kürze: Die App ist datenschutzrechtlich ein Problem – gerade für Unternehmen. Es werden Daten mit Servern in den USA ausgetauscht, es werden temporäre Aufnahmen ohne explizite Zustimmung der Teilnehmer erstellt und das Telefonbuch muss freigegeben werden. Viel Spaß in der – durchaus sinnvollen – Diskussion mit dem Datenschützer des Unternehmens.

Was soll auf Clubhouse erreicht werden?

Viel interessanter für mich ist eigentlich: Was will ich als Unternehmen dort überhaupt erreichen? Klassischer Weise verfolge ich zwei Ziele: Entweder will ich meine Marke positionieren oder ich will Sachen verkaufen. Nun ist auf Clubhouse allerdings nichts von Dauer. All das, was ich für meine Markenpositionierung mache – hier wäre es die Audiopanels – erreicht nur die Leute, die in diesem Moment live dabei sind.

Wenn ich nun lieber was verkaufen will, muss ich es verbal anpreisen und irgendwie in meinem Audiopanel unterbringen. Das wirkt auf mich schon fast wie eine digitale Kaffeefahrt, nur mit Aussicht auf weitaus weniger Erfolg. Denn bei einer klassischen Kaffeefahrt sitze ich auf einem Boot und kann nicht runter. Aber bei Clubhouse können sich die Teilnehmenden lautlos verabschieden.

Wo kommen die Inhalte für Clubhouse her?

Selbst, wenn ich die beiden vorherigen Faktoren ignoriere und als Unternehmen einfach dabei sein will, muss ich mich fragen: Kann ich überhaupt die Inhalte für Clubhouse produzieren? Habe ich Themen? Habe ich Sprecher? Und kann ich das regelmäßig liefern? Daran scheitern Unternehmen oft auch schon, wenn es um die Produktion eines Podcast oder eines YouTube Kanals geht. Beides übrigens Formate, wo der Content dauerhaft verfügbar ist und Reichweite erzeugt.

Mit Hinsicht auf die Markenpositionierung bei Clubhouse reicht es nicht aus, alle paar Monate etwas zu organisieren. Man braucht einen fixen Termin – bestenfalls wöchentlich. Dazu gehört dann die regelmäßige Vorbereitung der Themen, Auswahl und Briefing der Sprecher. Und diesen ganzen Aufwand für ein nicht dauerhaft verfügbares Audiopanel, dessen Effekt danach verpufft? Wenn ein Unternehmen doch in der Lage ist, so etwas zu liefern, dann frage ich mich: Wieso stecken die ihre Energie nicht lieber in ein dauerhaftes Format wie zum Beispiel Facebook Live oder LinkedIn Live? Dann könnten sie dieses Material in einem Podcast, auf YouTube und ihren anderen Kanälen zweitverwerten.

Unterm Strich

Verstehen wir uns nicht falsch. Ich finde Clubhouse super spannend und glaube auch, dass Einzelpersonen und Experten damit eine tolle Plattform geboten wird, um ihr Wissen zu vermitteln und sich zu positionieren. Für Unternehmen sehe ich aber oben genannte Schwierigkeiten und denke, dass andere Kanäle unternehmerisch mehr Sinn machen.

Natürlich gibt es jetzt einen großen Hype um die App – aber das gab es auch damals bei Vero. Erinnert sich noch einer? Ob wir also von Clubhouse auch in einem halben Jahr noch reden werden, bleibt abzuwarten. Wenn es erfolgreich bleiben sollte, dann wird das Format eventuell auch schnell von anderen sozialen Netzwerken kopiert. Das haben wir ja auch schon bei den Storys gesehen.

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Achim Hepp

#machen | Achim ist Digitalexperte, Speaker und Creator. Er veröffentlicht Fachbeiträge in verschiedenen Zeitschriften, sowie hält er Vorträge und Workshops zu seinen Themen. In dieser Funktion ist er im In- und Ausland unterwegs, wobei er immer die Augen nach digitalen Trends aufhält.

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